Freitag, 17. März 2017

Schimmel im Haus



Wie entstehen Schimmelpilze?


Eine häufig zu beobachtende Folge von Tauwasser auf Bauteiloberflächen ist das Wachsen von Schimmelpilzen, die nicht nur aus ästhetischer Sicht zu beanstanden sind,sondern vordringlich auch aus hygienischen Gründen, denn die von ihnen abgeschiedenen Sporen können bei den Bewohnern allergische Erkrankungen hervorrufen. Die Schimmelpilze gehören hauptsächlich zur Gattung Penicillin und Aspergillus, sie bilden sich, wenn freies Wasser und Nährstoffe vorhanden sind, wobei im einzelnen folgende Randbedingungen erfüllt sein müssen.

Feuchtigkeit:

Zum Keimen, Wachsen und zur Fortpflanzung der Pilze muss freies Wasserauf der Oberfläche des Bauteils oder innerhalb der Materialporen vorhanden sein. Es wird in der Regel aus Tauwasser auf der Bauteiloberfläche stammen.  

Temperatur:  

Schimmelpilze überleben in einem relativ breiten Temperaturbereich zwischen 0 ºC und 50 ºC. Bildung und Fortpflanzung erfolgt jedoch besonders schnell bei Temperaturen zwischen etwa   + 15 ºC und + 30 ºC, also bei Temperaturbedingungen, die in bewohnten Gebäuden während des ganzen Jahres anzutreffen sind.


Nahrung:


Für Bildung und Wachstum benötigt der Schimmelpilz Proteine. Die Ausgangssubstanzen für die Entstehung sind vielfältig und praktisch immer gegeben, sei es aus den Baustoffen, sei es aus Ablagerungen auf der Oberfläche aus der Luft.


Sauerstoff:  


Der Wachstumsprozess der Schimmelpilze gewinnt die Wachstumsenergie aus der Oxidation der Proteine. Dazu muss das Schimmelpilzmycel aus der Umgebung Sauerstoff aufnehmen können.


Günstiger Untergrund:


Die Hyphen der Schimmelpilze müssen sich auf nicht waagrechten Flächen verankern können, poröse Untergründe mit Porengrößen über 0,05 mm sind dazu besonders günstig. Ist das Untergrundmaterial fungizid, d.h. schädigt zum Beispiel wie das stark alkalische Porenwasser kalkhaltiger Baustoffe die Zellstruktur der Schimmelpilze,dann kommt es nicht zum Schimmelpilzwachstum.


Zeit:  


Sporen von Pilzen sind in der Luft stets in großen Mengen vorhanden, nämlich etwa103 bis 106 Sporen je m3, die sich auf den Oberflächen absetzen und dort wachsen können,wenn Feuchtigkeit und Nahrung vorhanden sind. Die Inkubationszeit für die Bildung von Hyphen, der Grundstruktur der Pilze, beträgt etwa eine Woche.

Übersteigt  die Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, kann es zu gesundheitlichen Problemen für die Bewohner kommen.
Schimmelpilze benötigen zum Wachsen viel Feuchtigkeit. Ursachen erhöhter Feuchte innerhalb von Gebäuden können zum Beispiel sein:
  1. direkter Eintrag von Feuchtigkeit zum Beispiel über: defekte Dächer (insbesondere Flachdächer), Dachrinnen und Fallrohre; Risse im Mauerwerk; ungenügendes Austrocknen nach Baumaßnahmen; Wassereintritt infolge Rohrbrüchen, Überschwemmungskatastrophen etc.
  2. unzureichende Abfuhr erhöhter Raumluftfeuchte durch: unsachgemäßes Heizen und Lüften, insbesondere in „luftdichten“ Gebäuden. Kondensation (Tauwasserbildung) von Luftfeuchte im Bereich von „kalten“ Wänden, die wegen unzureichender Wärmedämmung in manchen Altbauten ein Problem darstellen. Baufehler wie Wärmebrücken führen ebenfalls in Neu- und Altbauten zur Wasserdampfkondensation entlang der Bauschadensbereiche.

Die Aufstellung zeigt, dass neben baulichen und bauphysikalischen Mängeln, auch die Bewohnerinnen und Bewohner zu erhöhter Feuchte im Gebäude beitragen.
Unsachgemäßes Lüften in Verbindung mit Tätigkeiten, bei denen viel Feuchtigkeit entsteht (Duschen, Kochen, Wäschetrocknen, Betrieb großer Aquarien etc.), kann die Feuchtigkeit im Gebäude über das erträgliche Maß hinaus erhöhen. Dies wird vor allem dann ein Problem, wenn die Gebäude aus Energiespargründen
aufwändig abgedichtet wurden.

Schimmelpilze können eine Vielzahl von Materialien als Nährboden nutzen wie
zum Beispiel:
diverse Holzarten, Spanplatten, Papier, Pappe, Karton (auch Gipskarton),
Tapeten, Tapetenkleister, Kunststoffe, Gummi, Silikon, Teppichböden, Kleber für Fußbodenbeläge, Farben, Lacke, Leder.

Auch in und auf Zement und Beton kann Schimmelpilzwachstum vorkommen.
Schimmelpilze können außerdem auf Materialien wachsen, die selbst keine Nährstoffe abgeben, wenn sich organische Partikel und Stäube aus der Luft auf
diesen abgesetzt haben (zum Beispiel auf Glas).
Schimmelpilze können auf Materialien nur wachsen, wenn eine bestimmte Mindestfeuchte vorhanden ist. Dabei ist nicht die Gesamtfeuchte des Materials ausschlaggebend, sondern nur das den Pilzen zur Verfügung stehende „freie“ Wasser.
Schimmelpilze können auch auf und in Materialien wachsen, die nicht sichtbar nass sind. Es genügt eine relative Luftfeuchtigkeit von ungefähr 80 % an der Oberfläche des Materials. Besonders gute Wachstumsbedingungen finden sich immer dann, wenn es zu Tauwasserbildung auf oder im Material kommt.


Schimmel in der Mietwohnung

Schimmelpilzbefall in einer Mietwohnung gilt als
Mietmangel
. Über die Ursachen und die Frage, wer für die Behebung der Schäden aufkommen muss, entsteht in der Praxis häufig Streit, der am Ende oft vom Gericht - nach Anhörung von Sachverständigen - entschieden werden muss.
Da Schimmelpilzbelastung in Innenräumen ein hygienisches Problem darstellt und auch eine Gesundheitsbelastung nicht auszuschließen ist, sollten aus Gründen der Gesundheitsvorsorge die Schäden, möglichst im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Mieter und Vermieter, rasch behoben werden. Bei ärztlichen Attesten von gesundheitlichen Beschwerden aufgrund einer Schimmelpilzbelastung ist es wichtig, dass die Diagnose einen plausiblen Zusammenhang zwischen den Beschwerden und der Schimmelpilzbelastung erkennen lässt.

Schimmel auf Möbeln

Befallene Möbelstücke mit geschlossener Oberfläche (Stühle, Schränke) sind oberflächlich feucht zu reinigen, zu trocknen und gegebenenfalls mit 70-80 %-igem Ethylalkohol zu desinfizieren (Achtung: Brand- und Explosionsgefahr! Atemschutz
verwenden!). Stark befallene Einrichtungsgegenstände mit Polsterung (Sessel, Sofa) sind nur selten mit vertretbarem Aufwand sinnvoll zu reinigen und sollten daher im Normalfall entsorgt werden. Befallene Haushaltstextilien (Teppiche, Vorhänge) sind meist ebenfalls nur mit großem Aufwand sachgerecht zu reinigen, so dass je nach Anschaffungskosten eine Entsorgung vorzuziehen ist.

Die wichtigste Voraussetzung für Schimmelpilzwachstum ist das Vorhandensein von Feuchtigkeit, was zumeist auf bauliche Mängel und/oder falsches Nutzerverhalten zurückgeführt werden kann. Fachgerechte bauseitige Maßnahmen und vernünftiges Raumnutzerverhalten müssen zusammenwirken, um eine Wohnung frei von Schimmelpilzwachstum zu halten.
Grundvoraussetzung für eine Wohnung ohne Schimmelpilzwachstum ist zum einen die Errichtung des Gebäudes nach dem Stand der Technik. Der Vermeidung
von Schimmelpilzwachstum durch Feuchteschäden dienen:
Mindestwärmeschutz (DIN 4108-2:2001-03),
Schutz vor Schlagregen (DIN 4108-3),
Abdichtung gegenüber aufsteigender Bodenfeuchte (DIN 18195),
Regelgerechte Dachkonstruktion (Handwerkliche Richtlinien),
Wasserdichte Installationen.



Tipps zur Vermeidung von Schimmel



Zur Verringerung der Feuchte im Raum sollte vorzugsweise mehrmals täglich eine kurze Stoßlüftung (5-10 Minuten bei weit geöffnetem Fenster) erfolgen:

a) Bad

Im Bad sollte nach dem Duschen das Wasser von Wänden und Boden entfernt
werden. Nach dem Duschen sollte man die Fenster im Bad (soweit vorhanden)
kurzzeitig weit öffnen. Bei fensterlosen Badezimmern ist darauf zu
achten, dass die eingebaute Schachtlüftung einwandfrei funktioniert. Dabei
empfiehlt sich die Installation einer - möglichst über Feuchtesensoren gesteuerten

- mechanischen Abzugslüftung.

Nasse Handtücher und Wände im Badezimmer können - trotz kurzzeitigen Lüftens - noch viel Wasser enthalten;

Handtücher trocknet man daher am besten auf dem Heizkörper und lässt die Fenster solange geöffnet bis die Handtücher sich einigermaßen trocken anfühlen (die Heizung im Bad soll im Winter dabei nicht abgeschaltet werden, das beschleunigt das Austrocknen der Handtücher erheblich; wenige Minuten reichen dann oft aus).

b) Küche

In der Küche kann durch einen Dunstabzug mit Abführung der Abluft ins Freie
viel Feuchtigkeit aus dem Raum entfernt werden. Ein solcher Abzug ist überdies
unter dem Gesichtspunkt der Abführung von Kochdünsten und - beim Kochen
mit Gas - von Verbrennungsgasen sinnvoll. Dunstabzugshauben mit Umluftführung
sind zur Verringerung der Luftfeuchtigkeit in der Küche nicht geeignet.

c) nicht oder wenig beheizte Räume

Weniger beheizte Räume (zum Beispiel Schlafzimmer) sollten nicht mittels
warmer Luft aus anderen Räumen (am Abend) aufgewärmt werden. Im
kälteren Raum kann es sonst an Wänden oder Fensterscheiben zu Tauwasserbildung
 
kommen. Bei Nutzung des - wenig beheizten - Schlafzimmers sollte
durch gute Lüftung morgens nach dem Aufstehen für die Abfuhr von Feuchtigkeit
 
(jeder Schlafende gibt Wasserdampf ab) gesorgt werden. In Räumen,
die längere Zeit nicht benutzt und beheizt werden, sollte bei erneutem
Gebrauch vorher vermehrt gelüftet werden.

d) Abwesenheit

Können wegen Abwesenheit der Bewohner die Fenster einer Wohnung
nicht mehrmals täglich geöffnet werden, sollten wenigstens die Innentüren
offen gehalten werden, damit sich evtl. noch vorhandene Feuchte aus Bad
und Küche gleichmäßig über alle Räume verteilen kann.

©  Marc Husmann   Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.